Donnerstag, 13. August 2015

Aktuell möchte niemand mehr Gold haben

Vor drei bis vier Jahren wurde an allen Ecken und Enden zum Kauf von Gold geraten, vor allem weil bald eine große Inflation hereinbrechen werde, so hieß es. Zig Werbespots à la "Tauschen Sie Ihr Geld zu Gold" waren zu hören und Goldmünzen gab es schon an Automaten zu kaufen. Kein gutes Geschäft für diejenigen, die es damals zu Höchstpreisen tatsächlich getan haben.

Und heute? Bis auf eine Minderheit möchte niemand mehr Gold haben. In den Medien wird von Gold abgeraten und sogar Vermögensverwalter verkaufen Gold aus den Depots ihrer Kunden - was sie hoffentlich nicht gerade erst vor vier Jahren gekauft haben.
In solch einer Stimmungslage werde ich generell hellhörig und daher gibt es nach längerer Zeit wieder einen Artikel über Gold.

In den Anfängen dieses Blogs habe ich häufiger über Gold geschrieben und spätestens nach dem - damals unweit der Höchststände fast schon skandalösen - Artikel "Gold wird Sie in Krisenzeiten nicht schützen" wurde ich gelegentlich gefragt, warum ich denn Gold eigentlich nicht mögen würde? In einige Foren wurde ich regelrecht beschimpft, wenn ich mich skeptisch über dieses Edelmetall äußerte.

Eine Feinunze Gold (Krügerrand)
Grundsätzlich bringt Gold keine regelmäßigen Erträge und ist somit nach der eigentlichen Definition kein Vermögenswert, sondern ein Spekulationsobjekt. Vom Ausmaß der Kursschwankungen her sogar durchaus vergleichbar mit Aktien.

Wie wir in den letzten rund 10 Jahren bemerkt haben, reagiert Gold vor allem auf Inflationsängste mit einer Entwertung der eigenen Währung. Dabei muss die Inflation noch nicht einmal anziehen, sondern bereits die vorherrschende Meinung, dass es so kommen wird, reichte schon aus.

Nun ist Inflation derzeit in den großen Wirtschaftsnationen fast überhaupt kein Thema. Europa und Japan wünschen sich sogar mehr Inflation, in China ist die Teuerungsrate rückläufig mit entsprechenden Handlungen in Form von Leitzinssenkungen der dortigen Notenbank.
Und in den USA liegt die offizielle Inflationsrate derzeit bei +0,1 Prozent. Unter diesem Hintergrund sollten die Pläne der US-Notenbank die Leitzinsen bald anzuheben bei Marktbeobachtern per se Fragezeichen hervorrufen.

Goldpreis in US-Dollar der letzten
5 Jahre - 
Quelle: comdirect.de
Dennoch - und jetzt kommen wir darauf zurück, ob ich Gold mögen würde - halte ich es für sinnvoll Gold und Silber mit einem Anteil von etwa 5 Prozent im Depot zu halten. Da hat sich nichts an meinem früheren Vorschlag zur Verteilung von Anlageklassen verändert. Mehr als 10 Prozent sollten es aber nicht sein. In früheren Jahren wurde von nicht wenigen Leuten vorgeschlagen 50 Prozent Gold im eigenen Depot zu halten. Das ist für meinen Geschmack zu viel und für das gesamte Depot zu unrentabel.

Goldpreisrückgang in Euro deutlich schwächer als in US-Dollar
Der große Crash bei Gold ereignete sich im Jahr 2013 und von über 1.900 US-Dollar fiel der Goldpreis in den letzten Tagen sogar zeitweise unter 1.100 US-Dollar. Das ist immerhin ein sportlicher Rückgang von über 40 Prozent und passt sicherlich nicht gut zum Angesicht eines sicheren Hafens.

Goldpreis in Euro der letzten 5 Jahre
Quelle: Finanzen.net
Die meisten Leser werden sich aber vor allem in der Eurozone aufhalten und mit dem Euro ihre täglichen Brötchen kaufen. Dort war der Rückgang von den Hochpunkten zum aktuellen Niveau weniger stark und betrug etwa 25 Prozent. Denn hier machte sich die deutliche Schwächung des Euro im Herbst 2014 und Winter 2014/2015 bemerkbar, damit fungierte Gold zu einem gewissen Grad tatsächlich auch als Absicherung gegen eine abwertende Währung.

Sie haben gesehen und einige von Ihnen auch im eigenen Depot bemerkt was passieren kann, wenn plötzlich alle in eine Richtung rennen und Gold koste was es wolle haben wollten. Nach einem übertriebenen Anstieg, bei dem der Kurs schon an eine Fahnenstange erinnerte, brach der Preis ein und es folgte ein längerer bis heute andauernder Bärenmarkt.
Im Monatlichen Marktbericht berichten wir häufiger auch über die längerfristigen Trends von Rohstoffen wie Öl und Gold.

Kaufen, wenn es preisgünstig ist
Das Phänomen bei hohen Preisen zu kaufen und bei niedrigen Kursen Vermögenswerte zu meiden ist besonders an den Kapitalmärkten in schöner Regelmäßigkeit immer wieder zu beobachten. Erstaunlicherweise aber nicht an den Tankstellen. Nach einem starken Preisanstieg stürmen nicht alle Autofahrer dorthin, um möglichst viel von dem teuren Kraftstoff zu tanken. Wenn der Benzinpreis besonders preisgünstig ist, herrscht auch keine Ebbe an den Zapfsäulen.
Dies passiert jedoch, wenn die Kurse am Kapitalmarkt besonders günstig sind. Das ist beim Aktienmarkt regelmäßig festzustellen und aktuell auch beim Goldpreis. Möglicherweise geht es hier noch an 1.000 US-Dollar heran, aber die Stimmung bezüglich des einst so begehrten Edelmetalls ist zurzeit extrem schlecht, was sich in der Historie im Nachhinein oft als Kontraindikator erwiesen hat.

Daher behalten Sie das Verhalten der Leute an der Tankstelle im Hinterkopf, wenn die Preise irgendwo - wie aktuell bei Gold - niedrig sind.


Zum Weiterlesen:

4 Kommentare:

  1. Wenn man am anfang steht mit seinem Vermögensaufbau bzw des Investierens ins Passive Einkommen, an welche stelle kommt dann der Kauf von Gold ? Sollte ich gleich von beginn an ca 5% zur seite legen bis ich mir das erste Gold kaufe oder warte ich lieber bis ich schon gut aufgestellt bin was Aktien oder ETF's angeht.
    Ich würde Gold auch eher als "Sicherheit" ansehen wenn die Wirtschaft Kolabiert und es einen Neustart oder ähnliches gibt (was ich weniger glaube, wird wohl sehr gehypte diese Angst).

    Und danke für die informativen Artikel !

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Naja, jeder kann sich ja anhand seines aktuellen Netto(anlage)vermögens ausrechnen, was 5% davon ist. Ein "Anfänger", wie du sagst, der z.b. noch weniger als 10.000€ sein eigen nennt, davon wären das 500€ - für solche Beträge lohnt es sich m.M.n noch nicht, dazu also extra noch Gold zu kaufen (kleinteiligkeit, etc.). Jemand der jetzt schon sechstellig+ Kohle hat, der kann sicher wenn er will schon eher ein paar tausender ins Edelmetall stecken.

      Was am Mythos "Gold als Sicherheit" wirklich dran ist, gibts ja hier im Blog schon mehrere Artikel. Fazit ist ein relativ neutrales "kann, muss aber nicht" - also zumindest Wunderdinge sollte man jedenfalls nicht erwarten (wie die Weltuntergangspropheten, die einem interessanterweise ja gerade das Gold verkaufen wollen ;)

      Löschen
  2. Lars,
    der Artikel hat mir ausnehmend gut gefallen. Gold sollte man eben nur als Absicherungsinstrument kaufen. Momentan ist es preiswert und ich weiss von einem Händler das viel physisch gekauft wird. Leider wird die Politik der EZB mit Sicherheit zu mehr Inflation führen. Aber halt auch zu steigenden Aktienpreisen. In diesem Sinne weiter so. Ihr Gerd

    AntwortenLöschen
  3. Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Ich finde auch, dass es sinnvoll ist einen gewissen Anteil an Gold und Silber im Depot zu halten. Auch lohnt sich momentan der Kauf von Gold aufgrund der niedrigen Preise.

    AntwortenLöschen

Bitte kein Spam und beleidigende Äußerungen!