Dienstag, 15. Juli 2014

Bedenken auf dem Weg zur finanziellen Freiheit

Finanzielle Unabhängigkeit erreicht zu haben bedeutet, es stehen mehr Einnahmen aus passivem Einkommen zur Verfügung als regelmäßige Ausgaben anfallen. Sollten die passiven Einkünfte sogar deutlich über den regelmäßigen Kosten liegen, dann hat man die finanzielle Freiheit erreicht. Ein Wunsch, den zwar viele Menschen haben, aber nur wenige fangen überhaupt an, sich auf den Weg dorthin zu machen.
Aber was bedeutet finanzielle Freiheit eigentlich in der Realität, im alltäglichen Leben? Beim Stöbern im weltweiten Netz zu diesem Thema stößt man bei einigen Menschen auf gewisse Bedenken, ob man sich in diesem neuen Lebensabschnitt überhaupt wohlfühlen werde.

Die Motivation zum Erreichen der finanziellen Freiheit hatten wir in der Vergangenheit hier auf diesem Blog bereits häufiger besprochen.

Vorteile der finanziellen Freiheit
  • Unabhängigkeit vom Arbeitgeber und Kunden
Wer finanzielle Freiheit genießt, kann weiterhin einer bezahlten Tätigkeit nachgehen. Allerdings besteht nun keine Abhängigkeit mehr zum Arbeitgeber. Wenn einem irgendetwas nicht mehr passt, kündigt man einfach. Analog in einer Selbständigkeit, anstrengende und nervige Kunden müssen fortan nicht mehr unbedingt weiterbedient werden.
  • Unabhängigkeit von staatlichen Rentenzahlungen
Egal, wie hoch die zukünftigen staatlichen Rentenzahlungen ausfallen werden, als finanziell freier Mensch benötigt man sie nicht mehr. Erst recht muss man sich daher keine Sorgen mehr darüber machen, ob die monatlichen Pensions- und Rentenzahlung überhaupt für den Lebensunterhalt ausreichen. 
  • keine Armutsgefahr
Passend zum vorherigen Punkt besteht keine Armutsgefahr mehr. Je mehr passive Einkommensquellen, je mehr finanzielle Standbeine man sich aufbauen kann, desto geringer ist die Gefahr in die Armut abzurutschen.
  • freie Zeiteinteilung
Wer möchte, braucht nun überhaupt keiner Tätigkeiten nachzugehen und kann somit seine freie Zeit nach persönlichem Belieben frei einteilen.
Eine freie Zeiteinteilung kann zu einem dauerhaften Urlaubsfeeling führen. Zum Beispiel im Sommer in Mitteleuropa und im Winterhalbjahr in wärmeren Regionen wie Asien oder Mittel- und Südamerika verbringen.
  • Konzentration auf Hobbys und Reisen
Ergänzend zu den beiden vorherigen Punkten kann man sich darauf konzentrieren, was einem am meisten Spaß bereitet. Das können Hobbys diverser Art sein oder man unternimmt eine Weltreise. Genug Zeit und Geld ist dafür nun ja vorhanden

Ich denke, die genannten Punkte haben viele Menschen auf der eigenen persönlichen Wunschliste. Sie würden einiges dafür tun in diese Lebenssituation zu gelangen. Allerdings haben einige Leute Bedenken oder sogar Angst eines Tages die finanzielle Freiheit zu erreichen. 

Bedenken gegenüber der finanziellen Freiheit
  • unsoziales Verhalten
Wer plötzlich im jungen oder mittleren Alter nicht mehr arbeiten gehen muss, weil er zum Beispiel regelmäßig Zinsen und Dividenden kassiert, wird sich durchaus anhören müssen, dass er nun auf den Kosten anderer lebt. Denn die Dividende eines Unternehmens wird ja von den hunderten oder gar tausenden Mitarbeitern des Unternehmen erarbeitet. "Geh arbeiten und tue etwas nützliches für die Gesellschaft" hört man daher gelegentlich.
  • Skepsis im Bekannten- und Freundeskreis
Schon alleine, wenn man im Freundes- und Bekanntenkreis sein Ziel preisgibt, nämlich passives Einkommen aufbauen zu wollen, wird man oft skeptisch oder ungläubig angeschaut. Outet man sich sogar als jemand, der nicht von 9 bis 17 Uhr arbeiten gehen muss, der erst einmal morgens lange ausschläft und dann schaut, was der Tag so bringen wird, erntet nicht selten Unverständnis und Neid. Abgesehen davon können die eigenen Freunde nicht unbedingt die warmen Tage spontan zu Radtouren oder zum Golfspielen nutzen.
  • Gefahr von sozialer Isolation
Es kann passieren, dass das einstige soziale Umfeld aus den genannten Gründen kleiner wird oder im Extremfall sogar völlig wegbricht. In solchen Fällen bleibt nur sich ein neues soziales Umfeld mit gleichgesinnten Menschen zu erschließen.
  • Gefahr geistig nicht mehr gefordert zu werden
Wenn plötzlich keine Verpflichtung in Form des täglichen Arbeitsalltages mehr vorhanden ist, verspüren einige Menschen Angst keine Aufgabe mehr zu haben und geistig nicht mehr gefordert zu werden.
  • dauerhaft bescheidenes Leben
Finanzielle Freiheit hat keinen festen Grenzwert, sondern eine breite Übergangszone. Wer zum Beispiel mit monatlichen 2.000 Euro bereits finanziell unabhängig ist, weil seine regelmäßigen Ausgaben knapp unter diesem Wert liegen, dann müssen weiterhin die Kosten recht eng im Blick bleiben. Wer in dieser Situation rein von seinen passiven Einkünften lebt, hat das Gefühl weiterhin ein bescheidenes Leben führen zu müssen. Wer bei derselben Ausgabenhöhe dagegen monatlich 4.000 oder gar 5.000 Euro verfügbar hat, braucht die Kosten längst nicht so sehr im Blick zu behalten.


Die eben genannten Punkte habe ich mir nicht ausgedacht, sondern an verscheidenden Stellen im Netz als Bedenken gefunden. Mag sein, dass einige diese auch als Gründe vorschieben, um erst gar nicht versuchen zu müssen die finanzielle Freiheit zu erreichen.
Ich denke es sind keine unüberwindlichen Hürden dabei. Der Neid der anderen ist vielleicht sogar die größte Bestätigung für einen selbst das Richtige getan zu haben.

Sind wohlhabende Leute wirklich unsozial?
Denn diejenigen, die einen Weg gefunden haben, viel Geld zu verdienen, genug Kapital bilden konnten, liegen auch nicht dem Staat auf der Tasche. Gelder, die der Staat zuvor erst einmal von den Erwerbstätigen mit üppigen Steuer- und Sozialleistungen einkassiert.
Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die Jahr für Jahr ihr komplettes Einkommen ausgeben (um nicht zu sagen verprassen), nichts zurückbehalten, sich womöglich noch verschulden. Im Fall von Arbeitslosigkeit oder im Ruhestand werden dann immer höhere Alimente von den Erwerbstätigen und Vermögenden gefordert. Es drängt sich hier die Frage auf, wer jetzt zu den "unsozialen Personen" zählt?

Nicht zu vergessen ist die Möglichkeit als Wohlhabender zu spenden. So könnte man die weiter oben angesprochene nicht benötigte Rentenzahlung teilweise oder ganz an Bedürftige weitergeben. In einem früheren Artikel hatte ich bereits darauf hingewiesen eine gewisse Menge seines Überflusses zu teilen.

Privatiers können sich auch Selbständige nennen
Wer zum Beispiel Angst hat, dass man als Privatier als Schmarotzer oder Arbeitsloser gleichgesetzt wird, der sagt einfach, er sei ein Selbständiger. Man muss ja als Selbstständiger keine (hohen) Umsätze haben :-) Oder antwortet anderen damit Vermögensverwalter zu sein. Schließlich verwalten man sein eigenes Vermögen ja derart gut, genug Zinsen und Dividenden zu kassieren. Vielleicht findet der eine und andere das ebenfalls toll und schon lassen sich mitunter sogar Umsätze als selbständiger Vermögensverwalter erzielen.

Die Gefahr geistig nicht genug gefordert zu werden, sehe ich nicht. Wenn man zum Beispiel nicht selbständig tätig sein möchte, dann bieten sich gemeinnützige Organisation oder Vereine an, in denen man sich nützlich machen kann.

Natürlich muss man im Vorfeld das Leben eines Privatiers genau und nicht zu knapp kalkulieren. Es könnte zum Beispiel die Teuerungsrate stärker ansteigen als die passiven Einkünfte oder es treten unerwartet höhere Ausgaben auf. Das sollte bei der Kalkulation der finanziellen Freiheit berücksichtigt werden, dann entfällt auch das Gefühl zu bescheiden leben zu müssen.

Fallen Ihnen noch weitere Bedenken ein, die sich mit dem Weg in die finanzielle Freiheit ergeben könnten?

Zum Weiterlesen:

4 Kommentare:

  1. Der Punkt "bescheidenes Leben" ist eigentlich der wichtigste beim ganzen Thema. Denn es sollte nicht der Eindruck erweckt werden als ob es sich bei "finanzieller Freiheit/Unabhängigkeit/usw" nur darum geht, irgendwann mal am Ende als fettfauler Bonze auf der Villenterasse endlos Prosecco zu schlürfen (oder sonstwelche Reichenklischees). Die meisten Leute, die sich auf diesen Weg machen, tun das in realistischen Maßstäben, die man meist als Aussenstehender garnicht so wahrnimmt (z.b. "nur" ein paar hundert Euro mehr im Monat dazu) oder in langfristigeren Perioden (z.b. Rente später aufbessern). Deswegen ist "Neid" etc da auch eigentlich kein Thema, weil sie meist garnicht erst in irgendwelche Sphären vorstoßen (und es aufgrund lebenslang praktizierter finanzieller Klugheit auch eigentlich garnicht nötig haben), dem Nachbarn z.b. jedes jahr eine neue dicke Protzkarre vor die Nase zu setzen.

    Einfach nur mal von mir selbst ausgegangen, ich habe eigentlich schon (je nach Definition) einen gewissen Grad an finanzieller Unabhängigkeit erreicht, da meine Einnahmen aus Miet/Pacht/Div/Zinsen meine absoluten Grund-Ausgaben (ugf 500€/Mo) schon decken/übersteigen. Man sieht aber auch gleich, das dass keine Schickimicki-Prasserei ist, sondern ein bewußt sparsam gestaltetes Leben ist. Urlaub wird an der schönen Ostsee gemacht, zur Arbeit bringt mich der Skoda genausogut wie ein Benz, der Haushalt wird mit dem spitzen Bleistift geführt und vom Arbeitseinkommen leg ich eine Sparquote von 50% /1000€Mo an. Allerdings, klar, kann man nur so gestalten, wenn man meist nicht noch Familie/Kinder mit dranhängen hat. Besonders wenn man noch einen kurzsichtigen Partner hat, der sobald Kohle vorhanden hat, auch darauf besteht es, es "standesgemäß" auszugeben, so ala "wir hams' doch!?".

    Ob nun "leistungsloses Einkommen" irgendwie "unsozial" ist, ist eine Scheindebatte auf die man sich garnicht erst einlassen soll, sonst müsste man entweder in letzter Konsequenz Zinsen/etc ganz abschaffen, oder sich mit der Masse der sonstwienoch staatlich Alimentierten auseinandersetzen. So ists doch immer generell, die Mitte der Gesellschaft arbeitet, und nach Oben und Unten wirds verteilt. Gibt keine Vorwürfe dafür dass ich mein Leben so plane, dass ich am Ende eher zu den einen statt den anderen gehöre und lieber Geld aus Zinsen/Div aufbaue (aus eigenem investierten Kapital) als vom Hartz etc (aus dem Geld der anderen) erreiche.

    "Bedenken" dahin habe ich insofern hpts. beim Staat, sollte der mal (aus irgendwelchen sozial/wirtschaftlichen Gründen) mit Steuern und Abgaben so zuschlagen, das der Weg zum Wohlstand praktisch zugestellt wird. Ich bin ja popeliger Kleinbürger und kein Superreicher (werd ich auch nie), die das mit den Bilanztricks und gar Staaten-hopping ganz anders wegstecken können (und ob ein Bill Gates nun statt 5 Mia nur noch 3 Mia hat, trifft den ganz anders als wenn ich von 500€ auf 300€ runtergekürzt werd). Alles andere, z.b. "hach was mach ich dann nur mit meiner ganzen Zeit" ist doch lächerlich, es gibt immer was zu tun, und wer sowas sagt ist eh ein Langweiler

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  2. Nun, die finanzielle Freiheit ist ein weites Ziel, was ich wohl eines Tages in grob 15 Jahren erreicht haben werde ... allerdings nur, wenn mein Leben kaum ändert (im Fokus bleibend, meine Einkünfte und Ausgaben gleich bleiben).
    Doch in 15 Jahren kann viel passieren und es stehen die Chancen nicht schlecht, dass ich vor dem großen Ziel scheitere. Doch selbst dann werden mir BASF uns Co einen großen Teil meiner Miete bezahlen. Das allein ist doch schon Motivation genug ... :)

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    1. Die Mehrheit unserer Mitmenschen lebt doch relativ kurzsichtig und gibt Geld aus, was sie eigentlich gar nicht haben. Die Medienlandschaft suggeriert es ja auch so. Aus diesem Grund entstehen Neiddebatten oder Vorurteile den Leuten gegenüber, die sparsam leben und sich dann mit einem Schlag etwas Größeres leisten oder eben wie hier beschrieben von den Früchten Ihrer Ersparnisse leben. Die aktuelle Zinspolitik ist schrecklich für alle Sparer und so werden viele Sparer gezwungen, Alternativen zu suchen. Ich habe Bedenken, dass hierdurch eine Blase entsteht, die irgendwann platzen wird. Anderseits habe ich das Gefühl, dass ein Großteil der Anleger den Crash herbeisehnt, um wieder kostengünstig am Aktienmarkt zu investieren. Wie auch immer sich die Marktlage entwickelt, ich werde weiterhin einen erheblichen Teil meines Einkommensüberhanges in Wertpapiere investieren und den Rest unrentabel auf Tagesgeld ansparen, um mir ein anderes großes Ziel zu ermöglichen. Vielen Dank an den Urheber dieser Seite, da dank ihm meine Anlegestrategie optimiert habe.

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  3. Also das Argument dass man nur auf den Kosten anderer lebt, habe ich im Bezug auf Dividendenauszahlungen und Aktienbesitzer noch nie gehört.
    Dieses Argument wird nahezu immer verwendet, wenn es um staatliche Leistungen geht, die man zu recht oder zu unrecht in Anspruch nimmt.
    Denn als Aktionär arbeiten die tausenden Menschen ja für mich. Wenn auch nur zu einem geringen Anteil.
    Ansonsten wird jemand der nicht aktiv als Angestellter sein Geld verdient, sonder nur als Selbstständiger unterwegs ist und nur Tantieme und Dividenden und Co. verdient immer skeptisch beäugt. Meist aus Unwissenheit und vor allem aus Neid. Denn jeder würde gern selbst in dieser Situation sein.

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