Sonntag, 10. Januar 2016

Welche Auswirkungen hat ein schwacher Jahresstart auf das gesamte Börsenjahr?

Den Start in das Jahr 2016 haben sich viele Börsenteilnehmer sicher etwas anders vorgestellt. In der ersten Handelswoche verloren die prominenten Aktien-Indizes S&P 500 und MSCI ACWI rund sechs Prozent, der StoxxEurope 600 knapp sieben Prozent an Wert. Solch ein Kursverlust ist sicher nicht dramatisch, aber innerhalb einer Woche und dann noch wenn alle freudig gespannt auf das neue Jahr blicken, zumindest ein auffälliges Ereignis. Nun kamen gleich etliche Berichterstatter und Analysten mit der These, dass ein schlechter Jahresstart an der Börse statistisch betrachtet ein negatives Gesamtjahr zur Folge hätte. Natürlich weiß niemand, welche Entwicklung das noch sehr junge Aktienjahr letztendlich nehmen wird, aber wir können prüfen, ob der Zusammenhang "negativer Jahresstart - schwaches Börsenjahr" in der Historie statistisch belegbar ist.


Index des S&P 500 in den vergangenen 3 Monaten. Seit dem
Jahreswechsel hat der breite US-Aktienindex rund 6 Prozent verloren.
Quelle: comdirect.de

Aus diesem Grund habe ich mir die Daten des breiten US-Aktien-Index S&P 500 von 1970 bis 2015 angeschaut. Natürlich gibt es historische Daten, die noch weiter zurückreichen, aber ich denke 45 Jahre sind ausreichend, um einen Eindruck zu bekommen, ob es zwischen dem Januarmonat und dem gesamten Jahr einen Zusammenhang gibt. In der ersten Grafik ist tabellarisch die Kursentwicklung des S&P 500 von Januar und eines Gesamtjahres gegenübergestellt.

Kursentwicklung im Januar und nachfolgende Gesamt-Jahresperformance
des S&P 500 von 1970 bis 2015

Kursveränderungen zwischen minus zwei und plus zwei Prozent betrachte ich als neutral. Werte über diesem Intervall waren positive Zeiträume und wurden grün gekennzeichnet und negative Zeiträume unter minus zwei Prozent wurden rot gefärbt. So stehen zunächst einmal 19 positiven Januarmonaten immerhin 13 negative Januarmonate gegenüber. Interessant dabei, in den letzten acht Jahren begann in fünf Fällen das Jahr mit einer negativen Performance. Bei 2015 werden möglicherweise einige Leser die Stirn runzeln, denn DAX und EuroStoxx 50 starteten Anfang des Jahres 2015 doch eine starke Aktienrally. Das stimmt auch, aber lediglich aus der Sicht durch die Euro-Brille. Die US-Indizes, die in US-Dollar notieren, sind Anfang des Jahres 2015 eher seitwärts gelaufen.

Von den 45 Gesamtjahren verliefen 30 mit einer positiven Kursentwicklung und 9 mit einer negativen Kursentwicklung. Dieses Ergebnis überrascht nicht, da der S&P 500 von knapp 100 Indexpunkten im Jahr 1970 auf rund 2.000 Indexpunkten im Jahr 2015 gestiegen ist. Und dies ohne Berücksichtigung der Dividenden.

Als nächstes habe ich die Januarmonate herausgegriffen, bei denen die Kursentwicklung des S&P 500 schlechter als minus zwei Prozent ausfiel.

Die Kursentwicklung des S&P 500 eines Gesamtjahres nach
einer Januarperformance von minus 3 Prozent und schwächer.

Von den betrachteten 45 Jahren war dies in 13 Jahren der Fall. Nach diesen 13 Januarmonaten folgten fünf Jahre mit einer negativen Performance, fünf Jahre mit einer positiven Performance und drei Jahre mit einem neutralen Resultat. Also waren gute und weniger gute Börsenjahre nach schwachen Jahresstarts ziemlich gleich verteilt.

Beim Blick auf die Jahresperformance nach einem guten Jahresstart sieht die Korrelation dagegen schon deutlich anders aus. Im betrachteten Zeitraum begannen 19 Jahre mit einer Kursentwicklung von plus drei Prozent und mehr im ersten Monat des Jahres. Anschließend folgten in 16 Fällen (84 Prozent) auch positive Gesamtjahre.

Fazit
Nach einem guten Januar am US-Aktienmarkt folgte in über 80 Prozent der Fälle auch eine positive Kursentwicklung im gesamten Börsenjahr. Die Umkehrung gilt jedoch nicht, denn nach schwachen Januarmonaten gab es ebenso viele gute wie negative Aktienjahre. Dennoch war in der ersten Januarwoche 2016 mehrfach zu hören und lesen, dass nun das Aktienjahr unerfreulich verlaufen würde. Das kann natürlich tatsächlich passieren, aber eine sogenannte "Januarregel" deutet nicht darauf hin. Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass im Januar noch drei Handelswochen zu absolvieren sind.

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1 Kommentar:

  1. Was soll auch so magisches ausgerechnet am Monat Januar sein ? Um da eine statistisch belastbare Aussage abzuleiten, könnte man auch jeden anderen Monat nehmen und dessen Renditen auf eine Prognoserelevanz für die nächsten 12m-Renditen überprüfen müssen (um zu sehen ob der Januar da etwas besonderes darstellt, oder auch andere Saisonalitäten existieren).

    "Fällt der Kurs im Januar, wirds ein schlechtes Börsenjahr!". Für mehr kluge Sprüche kaufen Sie bitte mein neues Buch "Börse so einfach, dass es auch der letzte Bauer kapiert" :-D

    Für B&H ist das ja auch eh irrelevant. Wenn überhaupt, gibts halt später mal schöne Nachkauf-Kurse

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